Rotbach

GrafenwaldDer Rotbach soll seinen Namen von rostfarbenen Ablagerungen erhalten haben. - Er ist der charaktervollste Bach Kirchhellens. Seine bedeutenden landschaftlichen Reize werden immer mehr erkannt. Durch die begrüßenswerten Erschließungsarbeiten des SVR (heute Kommunalverband Ruhr = KVR) ist der den Bach begleitende Weg Rotbachtal (Bohrlochsweg) sommers wie winters zu einem vielbegangenen Wander- und Spazierweg geworden.

Fritz Overländer, Dinslaken, hat 1930 einen Artikel über den Rotbach veröffentlicht, der teils heute noch seine Gültigkeit hat. Er sei auszugsweise wiedergegeben:

Von allen Wasserläufen, die sich ein eigenes Bett zum Rhein gegraben, ist am Niederrhein wohl keiner so bekannt, wie der Rote Bach, oder "de roje Beek" - wie er im Volksmunde heißt.

Von der Quelle bis zur Mündung ist der Rote Bach von der Romantik vergangenen Zeiten umwoben. Einem romantischen Waldteich entsprungen, macht er auf seinem Wege durch den Hiesfelder Wald in jugendlichem Übermut derart krumme Sprünge, dass die Naturfreunde von nah und fern ihre helle Freude daran haben. Wohl alle Bewohner der Industriegegend diesseits und jenseits der Emscher kennen Grafenwald. Hier befinden sich mehrere zusammenhängende Teiche, die oberen derart mit Schilf und Schlinggewächsen überzogen, dass niemand es wagt, in dieses Schilfmeer einzudringen. Der Teichgrund ist Quellensumpf. Von den Bottroper Höhen werden die Teiche zudem noch von mehreren kleinen Wasserläufen gespeist. Am nördlichen Ende des Mühlenteiches hat vor Jahrhunderten der gräfliche Besitzer eine Kornmühle gebaut, der es auch in Zeiten größter Dürre nie an Wasser mangelte. Hier, am Kopfende des Mühlenwehrs, fällt der junge Rotbach rauschend mehrere Meter tief hinab in den Grund und eilt murmelnd dem nahen Hiesfelder Wald zu, in dessen Schatten er nun ruhig dahinfliesst. Mannshohe Farne umsäumen im Sommer die Bachränder und verbergen Rehe, die kommen, um aus dem Roten Bach zu trinken. Sich allmählich immer mehr verbreiternd, locken seine Wellen manchen zu nahe seinem Ufer stehenden Baumstamm, der endlich das Übergewicht bekommt und sich mit Krachen quer über den Bach legt. Zahlreiche Waldriesen hat er durch seine Hochfluten entwurzelt. Im Wurzelwerk hauste früher der Bachkrebs, der indessen den Nachstellungen zwei- und vierbeiniger Liebhaber schließlich erlag. Der Fischotter der früher zu Zeiten den roten Bach abräuberte, findet heute kein Futter mehr vor und ist mittlerweile mit den Krebsen verschollen.

Am Ende des Hiesfelder Waldes, wo die ansteigenden Höhen der Schlägerhardt und Oberlohberges dem Rotbach den nördlichen Weg versperren, wendet er sich, nachdem er an der Provinzgrenze seinen Bruder, den Schwarzbach, aufgenommen hat, plötzlich nach Westen.

Im weiteren Verlauf der Abhandlung schildert Overländer das an der Sträterei beginnende "anmutige Rotbachtal". - Doch das war einmal, denn von der Provinzgrenze an ist der Rotbach in den dreißiger Jahren begradigt worden und hat damit die von Overländer gepriesene Anmut verloren. Dieses Schicksal sollte auch den oberen Teil des Rotbachs treffen. Hierüber schreibt Karl Wessels 1929: "Der Rote Bach ist auch in diesem Jahre noch nicht begradigt worden, doch beunruhigt der Plan weiterhin die Gemüter." Er weiß jedoch bereits folgendes zu berichten: "Oberhalb dieser Stauvorrichtung (einer geplanten Staustufe an der Schwarzbachmündung) soll der Rote Bach in seiner jetzigen Gestalt erhalten bleiben. Danach scheint der jahrelange Streit um den Roten Bach zur Zufriedenheit aller Natur- und Heimatfreunde und zum Besten der rheinischen Landwirte an der Sträterei seinem Ende entgegenzugehen."
(Gladb. BI. Jahrg. 1929, S. 31)

Der Ursprung des Rotbachs ist sicherlich der Teich der Grafenmühle. Doch dieser erhält sein Wasser weniger durch Quellen, als durch zwei Zuflüsse. Diese sind der Pötteringsbach, der unfern des Hofes Eulering-Spring sich gebildet hat und nach kurzem Lauf in den Teich mündet, der Ebersbach, der aus dem Köllnischen Wald kommt und ebenfalls nach kurzer Strecke seine Wasser dem Mühlenteich bringt.

Der Rotbach weiß viel zu erzählen, denn er wird an seinem Oberlauf von einer uralten von der Nordsee ausgehenden Fernstraße, dem historischen Alten Postweg, gekreuzt. Er hat handelnde Nordmänner und Römer gesehen. Die schwerfälligen Fahrzeuge der Hanse rumpelten durch seine Furt. Kriegerscharen schritten in vielen Jahrhunderten über ihn hinweg. Den schnellen Postreitern und den Postkutschen stand sicherlich bereits eine Brücke zur Verfügung. Goethe hatte ihn nicht in guter Erinnerung. Und an seinem Nordufer sind in den Napoleonischen Kriegswirren, als dem Imperator das Glück verließ, Marodeure verscharrt worden, nachdem sie in einen Hinterhalt gelockt und dort niedergemacht worden waren.


Der Text stammt von Johannes Rottmann und wurde aus dem Heft 11 des Vereins für Orts- und Heimatkunde Kirchhellen entnommen. Das Bild ist eine Ansichtskarte.

Karl Wessels hat ein Gedicht über den Rotbach verfasst: Vom Rotbach ein Lied


letzte Änderung: 23.01.2010 Impressum - Datenschutz