Die Geschichte des Franziskus
Pergamentband, 349x238mm, ff. 24.
Päpstliches Dokument «in forma libelli»; die Bleibulle hängt an einer rot-gelben
Seidenschnur.
ASV, A.A., Arm. I-XVIII, 5572, f. 18r
Am 12. März 1622 zelebrierte Papst Gregor XV. (1621-1623) in der erneuerten Basilika von Sankt Peter feierlich den Ritus der Kanonisierung von Isidoro l'Agricoltore (ca. 1080-1130), Theresa von Avila (1515-1582), Filippo Neri (1515-1595), Ignatius von Loyola (1491-1556) und Franz Xaver (1506-1552); die Bullen der letzten drei Kanonisierten (mit identischem incipit: Rationi congruit) wurden allerdings erst am 6. August 1623 von seinem Nachfolger Urban VIII. veröffentlicht.
Das Dokument, dessen Schlussteil hier abgebildet ist, ist in Heftform herausgegeben und beinhaltet die Kanonisierung Franz Xavers.
1506 im Schloss von Javier (Navarra, Spanien) geboren, begab sich der künftige Apostel des Ostens 1525 nach Paris, um die Universität zu besuchen und seine in der Heimat begonnenen Studien zu beenden. Am 15. August 1534 machten Ignatius von Loyola, Franz Xaver und weitere fünf Gefährten das Gelübde, ein apostolisches Leben in Armut und Keuschheit womöglich im Heiligen Land oder wo auch immer Christi Vikar es ihnen vorschreiben würde. Nach dem Abschluss der theologischen Studien (1530 hatte er den Titel magister artium oder Magister der Philosophie erlangt) verließ Franz 1536 mit seinen Gefährten (bis auf Ignatius, der schon viel früher abgereist war) Paris in Richtung Venedig, wo sie am 24. Juni 1537 zu Priestern geweiht wurden. Da aufgrund des Krieges der Republik von Venedig mit den Türken eine Reise in das Heilige Land unmöglich geworden war, präsentierten sich Ignatius und seine Gefährten in Rom, um sich Papst Paul III. (1534-1549) gänzlich zur Verfügung zu stellen. Jener gewährte der «Gesellschaft Jesu» am 27. September 1540 die kanonische Anerkennung.
Während ihr Gründer auf direkte Anweisung des Papstes in Rom blieb, reisten seine Gefährten in päpstlicher Mission in verschiedene Gebiete Italiens, nach Deutschland, Österreich, Irland und Äthiopien. Franz Xaver wurde als Wirkungsfeld seines Apostolats das ferne Indien zugewiesen. Am 7. April 1541 legte er von Lissabon ab und erreichte nach einer langen und mühsamen Reise Mozambique, wo er mehrere Monate lang verblieb und sich für die Europäer und Eingeborenen aufopferte. Franz Xaver landete am 6. Mai 1542 in Goa (Indien), der weltlichen und geistlichen Hauptstadt des portugiesischen Reiches des Ostens; bis September widmete er sich der Bildung der Kinder und Sklaven, der Pflege der Aussätzigen und der Verwaltung der Sakramente. Daraufhin begab er sich an die südöstliche Küste Indiens, wo etwa 20 000 Fischer, die sich in den Jahren 1535-1537 zum Christentum bekehrt hatten, so gut wie ohne spirituelle Hilfe zurückgeblieben waren. Zwischen November und Dezember 1544 taufte Franz allein mehr als 10 000 Personen. Als die Gemeinde in Indien im Glauben gestärkt war, ging er Ende August 1545 wieder auf See und erreichte Malakka, und die Inseln Celebes und Molukken. Im Juli 1547 kehrte er nach Malakka zurück und traf einen Japaner, der wegen Mordes aus seinem Land geflohen war. Nach einigen Gesprächen mit ihm beschloss Franz nach Japan zu gehen und kam dort am 15. August 1549 an. Er gründete eine blühende Gemeinde von über 1 000 Christen und überließ sie in der Obhut zweier Mitbrüder, die ihn begleitet hatten, bevor er im Februar 1552 wieder nach Goa zurückkehrte.
In der Überzeugung, nur die Evangelisierung Chinas würde dem Christentum des Fernen Ostens eine sichere Grundlage für die Ausbreitung schaffen, landete Xaver im Herbst 1552 auf der Insel Sancian und wollte von dort Kanton erreichen. Erkrankt verstarb er jedoch nach etwa zwölf Tagen in der Nacht vom 2. auf 3. Dezember 1552, nur von einem chinesischen Christen beigestanden.
Der Leichnam Franz Xavers ist in Goa beigesetzt, wohin er 1554 und zwar unversehrt gebracht wurde; der rechte Arm des Missionars, womit er etwa 30 000 Personen getauft hatte, gelangte 1615 nach Rom und wird seitdem in der Kirche del Gesù verehrt. 1663 setzte Alexander VII. den 3. Dezember als das Fest des Heiligen Franz Xaver fest.
Das Dokument ist in Bullenschrift oder littera sancti Petri, die vom 16. bis ins 19. Jh. in der päpstlichen Kanzlei verwendet wird. Der Text endet mit der Datierung (ab Zeile 8): Datum Rome apud Sanctum Petrum anno incarnationis dominice millesimo sexcentesimo vigesimo tertio, octavo idus augusti, pontificatus nostri anno primo. Es handelt sich um den 6. August 1623, und zwar den Tag der Wahl Urbans VIII. selbst. Wie für einige andere Päpste (Calixtus II., Innozenz, zum Teil Clemens V.) beginnt für ihn die Berechnung des Pontifikats mit dem Tag der Wahl und nicht wie üblich mit dem Tag der Krönung. Vor der Unterschrift des Papstes steht das «signum crucis»: Ego Urbanus catholicae Ecclesiae episcopus. Es folgt die Rota: in den oberen beiden Quadranten befinden sich die Namen der Apostel Petrus und Paulus (Sanctus Petrus | Sanctus Paulus), in den beiden unteren der Name des Papstes (Urbanus papa VIII); die beiden konzentrischen Kreise enthalten die Devise: In Domino sperans non infirmabor. Ff. 19r-23r tragen die eigenhändigen Unterschriften der Kardinäle: zwölf vom Rang eines Presbyters und drei vom Rang eines Diakons.
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