Kultivierung des Burenbrauks 1923-1926

Die seit 1925 im Veste Recklinghausen ausgeführten genossenschaftlichen Bodenverbesserungen.
Hambloch, Kreismeliorationsbaumeister.

1. Wassergenossenschaft Burenbrock.
Gemarkung Kirchhellen und Gladbeck. Das Gebiet liegt etwa in der Mitte zwischen dem Dorfe Kirchhellen und der Stadt Gladbeck. Gebildet 1923 auf Grund des Gesetzes vom 7.4.1913. Ausgeführt 1924/1926. Größe 283 Hektar. Anzahl der Beteiligten 112. Gesamtkosten 215 000 TM. Kosten je Hektar 760 RM. Von diesen Kosten entfallen auf Flußregulierung 143 000 DM, Entwässerung 58 000 RM, Bewässerung 14 000 RM. An Beihilfen von Staat und Provinz einschließlich eines Zuschusses aus der produktiven Erwerbslosenfürsorge sind bisher gezahlt 74 300 RM. Außerdem hat der Staat ein Darlehn von 67 000 RM zu 5 Prozent Zinsen und ein solches von 45 000 RM zu 4 1/2 Prozent Zinsen zur Verfügung gestellt. Beide Darlehen sind bis zum Jahre 1933 zu tilgen. Wenn auch anerkannt werden muß, daß die Zinssätze in der gegenwärtigen Zeit außerordentlich niedrig sind, so drücken die hohen Tilgungsraten die Genossenschaftsmitglieder doch sehr stark. Neben den Zuwendungen seitens des Staates und der Provinz hat die Genossenschaft vom Landkreis Recklinghausen und von der Stadt Gladbeck ein zinsloses Darlehn von je 29 000 RM erhalten. von der zu erwartenden Staatsbeihilfe ist noch ein Betrag von 58 000 RM rückständig. Es ist zu hoffen, daß dieser Betrag entweder im Jahre 1930 in einer Summe oder in den nächsten Jahren in einigen Raten gegeben wird. Der vorhandene Boden ist außerordentlich vielgestaltig. Im Untergrund befindet sich Sand in den verschiedensten Variationen oder Lehm oder Ton und darauf lagert eine Mutterbodenschicht von 15 bis 25 cm Stärke oder eine Niederungsmoorschicht bis zu 70 cm Mächtigkeit. Die Flächen wurden folgendermaßen bewirtschaftet: Wiesen und Weiden rd. 210 Hektar, Acker und Gärten rund 35 Hektar, Holzung rd. 37 Hektar. Das ganze Genossenschaftsgebiet litt unter starker Versumpfung und bei Hochwasser an Ueberflutungen, weil die vorhandenen Bäche nicht genügende Tiefe und keine ausreichenden Abmessungen hatten. Der Hauptvorfluter, das Gebiet in seiner ganzen Länge, parallel der Bahn von Dorsten nach Oberhausen durchziehend, ist der Brabecker Mühlenbach. Unterhalb des Reliorationsgebietes von der Hegestraße ab abwärts führt der Mühlenbach den Namen Boye. Als Seitenbäche waren vorhanden die Kleine-Boye, der Quälingsbach und der Böcklerbach.

Genossenschaftsanlagen:
a) Regulierung des außerordentlich stark gewundenen Mühlenbachlaufes auf eine Länge von rd. 2600 m mit einer Sohlenbreite von 1 bis 2 m und durchschnittlich 1,20 m Tiefe.
b) Regulierung der Kl.-Boye, des Quälingsbaches und der Böcklerbaches in einer Gesamtlänge von rd. 4700 m mit 0,50 m Sohlenbreite und durchschnittlich 1 m Tiefe.
c) Einbau von 3 Stauschleusen und Herstellung von 2300 m Zuleitungsgräben für die ordnungsgemäße Durchführung der Bewässerung eines Teiles des Genossenschaftsgebietes.

Die über den Brabecker Mühlenbach notwendigen Ueberbrückungen wurden aus Eisenbeton ausgeführt mit eisener Aufzugsvorrichtung.

Zur Schaffung einer gesicherten Vorflut für das ganze Genossenschaftsgebiet ist unterhalb der Hegestraße die Boye seitens der Emschergenossenschaft vorläufig auf Kosten des Landkreises Recklinghausen und der Städte Gladbeck und Bottrop ausgebaut worden.

Alle Maßnahmen innerhalb der Grundstücke für die Nutzbarmachung der genossenschaftlichen Anlagen waren den Grundbesitzern überlassen. Diese haben sie teils gut, teils weniger gut ausgeführt. Früherer Wiesenertrag im Durchschnitt etwa 50 Ztr. Heu je Hektar mit einem jetzigen Wirtschaftswert von 1,50 RM. Jetziger Wiesenertrag im Durchschnitt etwa 70 Zentner Heu je Hektar mit einem Wirtschaftswert von 3,50 RM.

Die bei der Herstellung der Genossenschaftsanlagen verursachten Störungen in dem Besitzstand sind auf Kosten der Genossenschaft beim Katasteramt und Grundbuchamt geordnet.


aus: Gladbecker Blätter, 1929, Seite 57


letzte Änderung: 17.08.2008 Impressum - Datenschutz