1811: Grenzziehung zwischen Bottrop und Kirchhellen

Direkte Grenze, räumliche Abgrenzungen zwischen den Gemeinden eines Landes, entstanden in unserem Raum erst im Gefolge der Französischen Revolution. Vorher galt die Kirchspieleinteilung, die nach Seelen rechnete. Kirchspielsverfassung und Hörigkeit wurden abgelöst durch die aus der Französischen Revolution von 1789 geborenen Ideen von Staat, Individuum und Gemeinschaft. Als 1811 das damals herzoglich-arenbergische Vest Recklinghausen dem Großherzogtum Berg zugeschlagen wurde, wurde die sogenannte Municipalverfassung eingeführt (Bürgermeisterei). Die selbstständigen Mairien (Bürgermeistereien) Kirchhellen, bottrop, Buer und Dorsten bildeten den Kanton Dorsten. Ein Maire (Bürgermeister) mit zwei Adjoints (Beigeordneten) stand an der Spitze jeder Mairie, ein Municipalrat hatte beratende Funktionen. Als das Land von Preußen übernommen wurde, behielt man diese Ordnung lange bei, nur die Namen wurden verdeutscht.

Für die Einteilung der Bürgermeistereien mussten natürlich die Grenzen genau festgelegt werden. Das wurde im Frühjahr 1811 angeordnet; die Bürgermeister erhielten den Auftrag, die Grenzen ihrer neuen Bürgermeistereien zu begehen, zu berichtigen und protokollarisch festzulegen. Damals war der Freiherr Friedrich von Wenge auf Haus Beck bei Feldhausen (Kirchhellen) Maire in Bottrop. Dieser aber wurde am 20. August 1811 von dem bisherigen Beigeordneten Josef Ernst, Rentmeister auf Haus Vondern in Osterfeld abgelöst. Bernhard Trappe aus Bottrop und Heinrich Beckmann aus Osterfeld waren seine Beigeordneten. Ernst, Trappe und der Revierförster und Minicipalrat Randebrock legten nun zusammen mit den Vertretern der Gemeinde Kirchhellen die Grenze fest. Man fing am Rehkämmerchen im Bischofssondern an und nahm den ganzen Verlauf der Spechte (damals Stellenbraucks Bach) als Grenze. Im Protokoll darüber hießt es, dass nach Süden die Mairie Bottrop, nach Norden die Mairie Kirchhellen und nach Westen die Mairie Holten liege (vgl. Bette in Gladb. Bl. 21, 1934, S. 40 ff.). Die damalige Grenze (1811) sah also anders aus als heute.


Entnommen aus: Rudolf Schetter: Um Grenzfragen zwischen Bottrop und Kirchhellen. in: Vestischer Kalender 1975, Seite 40

Anmerkung: Die damalige südliche Grenze Kirchhellens entsprach damit 1811 in etwa der heutigen Grenze. Die nord-westliche Ecke des heutigen Alt-Bottrops gehörte allerdings damals zu Holten (heute Teil von Oberhausen).


letzte Änderung: 06.11.2007 Impressum - Datenschutz