1970/71: Bau des Kindergartens

Das Interesse der Pfarre an einem eigenen Kindergarten war durch das Engagement der Eltern so groß geworden, dass sich auch der Kirchenvorstand veranlasst sah, sich mit diesem Anliegen zu befassen.

Theoretische Grundlagen zu diesem Thema wurden aus Schriften bezogen. Aber, was sagt die Praxis? - Was ist zu beachten, wie kann ein solches Projekt finanziert werden, selbst wenn das Grundstück schon vorhanden ist?

In der Sitzung vom 24.06.1968 wurde Pastor Fögeling vom Kirchenvorstand beauftragt, beim Caritasverband in Münster zu prüfen, wie die Voraussetzungen zur Errichtung eines Kindergartens und die Aussichten zur Mitfinanzierung durch die nach dem Gesetz beteiligten Stellen seien.

Grundsätzliche Bedenken, die dem Vorhaben entgegenstanden, traten bei allen Beratungen nicht zu Tage. Die Frage der Finanzierung machte natürlich das größte Kopfzerbrechen. Der geplante Kirchbau hatte ohne Zweifel Vorrang. Dennoch scheute die Kirchengemeinde keine Mühen und finanziellen Mittel, das Vorhaben zu ermöglichen.

Nach weiteren eingehenden Besprechungen mit der bischöflichen Behörde, dem Jugendamt des Kreises Recklinghausen und dem Landschaftsverband in Münster erhielt das schon bekannte Architektenteam Kösters und Balke den Auftrag, für die Errichtung eines Kindergartens auf dem kircheneigenen Grundstück, an der Friedenstraße, Vorentwürfe zu fertigen.

Nach Vorstellung unseres Pastors sollte unter Berücksichtigung der ständig wachsenden Bevölkerungszahl ein Vier-Gruppen-Kindergarten für 120 Kinder mit den notwendigen Nebenräumen gebaut werden. Bei den zuständigen Stellen fand dieser Vorschlag keine Zustimmung. Zuschüsse dazu wurden abgelehnt. Es wurden nur Zuschüsse für einen Drei-Gruppen-Kindergarten in Aussicht gestellt.

Der Not gehorchend musste ein neuer Plan erstellt werden.

Am 08.10.1968 lagen die ersten Zeichnungen vor. Es war der Plan für einen Drei-Gruppen-Kindergarten mit Nebenräumen, in dem 90 Kinder einen Betreuungsplatz finden konnten. Der ermittelte Kostenvoranschlag belief sich auf ca. 300.000 DM.

Bei der Errichtung eines Kindergartens konnte der Bauträger kaum eigene Vorstellungen verwirklichen, weil die Vorschriften des Kindergartengesetzes mit den Durchführungsbestimmungen einzuhalten waren. Die gefertigten Pläne wurden dann jeweils dem in Münster ansässigen Landschaftsverband, Caritasverband und dem Generalvikariat mit der Bitte um Zustimmung bzw. Genehmigung vorgelegt.

Während der Planungszeit waren auch rechtzeitig Verhandlungen mit dem Bergbau, hinsichtlich der Sicherung des Gebäudes gegen Bergschäden, geführt worden. Auf Grund seismographischer Messungen hatte der Bergbau schon bei der Planung der neuen Kirche eine Voraussage für das Kirchengrundstück getroffen, über den Verlauf des Krudenburger-Sprungs, als  Bergsenkungsgebiet. Betroffen war die Südwestecke des Grundstückes Friedenstraße/ Prozessionsweg. Der Kindergarten musste deshalb außerhalb dieses Bereichs, in Schrägstellung zum Grenzverlauf, errichtet werden. Weitere Bergbausicherungen mussten im Gebäude eingebaut werden. Die Mehrkosten für die Sicherungen wurden in der Finanzplanung berücksichtigt und später vom Bergbau übernommen.

GrafenwaldNachdem alle erforderlichen Genehmigungen vorlagen, konnte am 18.08.1970 die Fa. Ehling, Borken, mit den Bauarbeiten beginnen. Allerdings zeichnete sich nach dem Ergebnis aller vorliegenden Angebote schon eine Baukostenüberschreitung ab. Die veranschlagten Baukosten von 300.000 DM stiegen zwischenzeitlich wegen der allgemeinen Preiserhöhung auf dem Bausektor auf 343.000 DM. Um den Baubeginn nicht zu verzögern, beschloss der Kirchenvorstand bei der Kirchlichen Spar- und Darlehenskasse in Münster, zur Zwischenfinanzierung ein Darlehen in Höhe von 50.000 DM in Anspruch zu nehmen. Dieses Darlehn sollte dann später durch Umrechnung der Zuschussanteile nach der endgültigen Baukostenabrechnung abgelöst werden.

Nach einem Beschluss des Kirchenvorstandes war ein Kuratorium für den Bau und die Ausgestaltung des Kindergartens gebildet worden, dem jeweils zwei Damen und zwei Herren aus der Pfarre angehörten.

Günstige Witterungsverhältnisse machten es möglich, dass der Rohbau nahezu ohne Verzögerungen erstellt werden konnte. So war das Gebäude bereits Weihnachten 1970 rohbaufertig erstellt. Alle weiteren Arbeiten konnten ebenfalls, wegen des kurzen Winters, fast ohne Verzögerungen ausgeführt werden. Im September 1971, war nach gut 12-monatiger Bauzeit, das erste Gebäude des neugeplanten Pfarrzentrums bezugsfertig.


entnommen aus : Johannes Lanfermann: 25 Jahre Heilige Familie Grafenwald, 1996


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Die Fotos stammen aus dem von Johannes Lanfermann geführten Archiv der Pfarre Hl. Familie.


letzte Änderung: 23.07.2007 Impressum - Datenschutz