1899: Sammlung in Westfalen für die Kirche
Dadurch, dass 20.000 Mark in der Finanzierung fehlten und die tatsächlichen
Baukosten um 10.000 Mark überschritten worden waren, fehlten mindestens 30.000
Mark nach Fertigstellung der Kirche in der Abrechnung der Baukosten. Kaplan
Heinrichs stellte dazu fest, dass die Bewohner im Kapellenbezirk, mit einer
Ausnahme, alle dem Arbeiterstand angehörten und erfreulicherweise schon
verhältnismäßig große Opfer für den Kirchbau erbracht haben. Man könne von ihnen
nicht noch mehr verlangen. Und die Pfarrgemeinde Kirchhellen habe jegliche
Beihilfe abgewiesen.
Was nun?
In Anbetracht dieser Situation hatte die Bischöfliche Behörde einer
Kirchenkollekte im Dom zu Münster auf Antrag des Kaplan Heinrichs zugestimmt und
in Aussicht gestellt. Wegen der großen Zahl der schon zugesagten Kollekten bis
in das Jahr 1900 musste diese Kollekte zu Gunsten des Grafenwälder Bauvorhabens
verlegt werden. Erst am Fest Maria Lichtmess, 1903 konnte sie abgehalten werden.
Mit einem Sammelergebnis von 15.922,30 Mark war dem Baukomitee zunächst sehr
geholfen.
Kaplan Heinrichs hatte vor seiner Versetzung nach Burlo einen weiteren Antrag
beim Oberpräsiden der Provinz Westfalen gestellt. Aus großer Geldknappheit bat
er ihn, eine Hauskollekte bei der katholischen Bewohnern der Provinz durchführen
zu dürfen. Dieser Antrag wurde am 6. Februar 1899 mit der Maßgabe genehmigt:
Die Hauskollekte kann nur bei den katholischen Eingesessenen der
Provinz abgehalten werden und ist auf das Jahr 1899 befristet.
Die Kollekte ist durch besondere, von der Ortsbehörde mit Ausweis zu
versehende Beauftragte abzuhalten, deren Namen dem Regierungspräsidenten der
Provinz mindestens 14 Tage vor dem Beginn der Sammlungen unmittelbar
anzuzeigen sind.
Die von der Ortsbehörde zu beglaubigende, dem Kollekten-Buch
vorzuheftende Ausweis, muss die Bemerkung enthalten, dass die Kollekte auf die
katholischen Bewohner der Provinz Westfalen beschränkt ist.
Nachstehend sind die Personen aufgeführt, die dem Regierungspräsidenten in
Münster für das Abhalten der Hauskollekte benannt und größtenteils auch kollektiert haben:
1. Landwirt Theodor Allekotte
2. Stellmacher Hermann Heisterhoff
3. Kötter Theodor Althoff
4. Kötter Theodor Hülskemper
5. Wirt Franz Bartmann
6. Kötter Johann Janknecht
7. Holzschuhmacher Heinrich Beisenbusch
8. Landwirt Werner Knipping
9. Landwirt Johann Borgmann
10. Landwirt Johann Kreienkamp
11. Landwirt Bernhard Bornemann
12. die Ackerer Bernhard und Wilhelm Kuhlmann
13. Kötter Johann Brinkert
14. Landwirt Johann Bußmann
15. Kaplan Dr. Heinrich Küpper
16. Lehrer Alois Damm
17. Ackerer Theodor Laarmann
18. Schreinermeister Johann Dreiskemper
19. Kötter Bernhard Löker
20. Kötter Peter Lanfermann
21. Landwirt Johann Eggendorf
22. Gutsbesitzer Franz May
23. Landwirt Johann Enbergs
24. Tagelöhner Theodor Peters
25. Kötter Johann Eulering
26. Landwirt Heinrich Beckmann
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27. Ackerer Wilhelm Eulering
28. Landwirt Johann Schäper
29. Bergmann Johann Eulering
30. Ackerer Heinrich Schäper
31. Kötter Theodor Eulering
32. Lehrer a. D. Hermann Scholven
33. Kötter Theodor Flockert
34. Holzschuhmacher H. Seyer
35. Gemeindevorsteher Theodor Frie
36. Wirt Bernhard Söller
37. Bergmann Heinrich Stemmer
38. Landwirt Johann Hackfurth
39. Ackerer Johann Stratmann
40. Landwirt Josef Hagemann
41. Landwirt Johann Umberg
42. Landwirt Heinrich Hasebrink
43. Kötter Johann Veen
44. Ackerer Peter Hasebrink
45. Vikar Georg Venker, Feldhausen
46. Kötter Johann Hasebrink
47. Pächter Heinrich Vienken
48. Tagelöhner Theodor Hasebrink
49. Oekonom Bernhard Kleine-Wolters
50. Bergmann Johann Wachtmeister
51. Kaplan Engelbert Heinrichs
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Bestätigungsvermerk:
Vorbenannte Herren gehören alle der Gemeinde Kirchhellen an.
Kirchhellen, 21. März 1899, Heinrichs, Kaplan und Vorsitzender des
Baukomitees.
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Eine aufmerksame Durchsicht der Namen ergibt, dass auch viele Personen, die
nicht in dem Bezirk Grafenwald wohnten, bei der Sammlung mitgewirkt haben.
Im Archiv sind keine Angaben zu finden, wie oft kollektiert wurde und wie hoch
das Spendenaufkommen war. Ein Teilbetrag dieses Geldaufkommens war erforderlich,
um die Restkosten des Rohbaues bezahlen zu können.
Handzettel der Sammler mit der herzlichen Bitte um milde Gaben |
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zum Neubau einer Filialkirche in Holthausen bei Kirchhellen
(Kreis Recklinghausen).
Bischöfliche Empfehlung.
Nr. 1122. Münster, den 18. Februar 1899.
Die für den Neubau einer Kapelle in Grafenwald, Pfarre Kirchhellen vom Herrn
Oberpräsidenten der Provinz Westfalen bewilligte Hauscollecte bei den
katholischen Bewohnern dieser Provinz empfehlen wir der Mildtätigkeit
unserer Diöcesanen.
Zugleich ermächtigen wir die Herren Pfarrer des westfälischen Theiles des
Bisthums Münster, die Abhaltung der Collecte von der Kanzel zu verkünden und
den mit der Sammlung Beauftragten thunlichst Unterstützung zu gewähren.
Der Bischof von Münster
Herrmann.
Kirchhellen, den 1. März 1899.
Die Kapellengemeinde Holthausen liegt 1 1/2 Stunde von der Pfarrkirche in
Kirchhellen und zählt ca. 1000 Seelen, meist arme Bergleute und Arbeiter.
Viele ovn ihnen haben bis zur Pfarrkirche einen Weg von 1 1/2 Stunden und
täglich bis zur nächsten Zeche und zurück 4 Wegstunden zu machen.
Der Bau der Kirche ist deshalb dringendes Bedürfnis. Die Gemeinde
Kirchhellen hat nach Kräften beigesteuert und bereits die Hälfte der
Bausumme aufgebracht. Für den Rohbau fehlen noch circa 30000 Mark, ferner
die ganze innere Einrichtung, sowie Wohnung und Unterhalt für den
Geistlichen. Die ganze Hoffnung der Gemeinde hängt an dem günstigen
Ergebnisse dieser Kollekte, und bittet deshalb der Unterzeichnete, gestützt
auf die Empfehlung des Hochwürdigen Herrn Bischofs von Münster, dringend,
der Gemeinde in ihrer bedrängten Lage zu Hülfe zu kommen. Allen Frommen
Gebern Gottes Segen!
Heimrichs, Kaplan |
entnommen aus: Johannes Lanfermann:
100 Jahre Kirche Grafenwald,
1999