Ausstattung der alten Kirche in Grafenwald

Anschaffung der Glocken

Über die Anschaffung der ersten Glocken in der Pfarre lässt sich nichts genaues sagen.

In der Chronik heißt es, wie schon erwähnt, dass am Tage vor der feierlichen Amtseinführung der Rektor Dr. Sunder u.a. die Glocken das Ereignis ankündigten. In Frage steht, ob es Glocken der Kirche in Grafenwald waren. Vielmehr ist davon auszugehen, dass der Chronist die Glocken der Mutterpfarre in Kirchhellen gemeint hat.

In einer nicht datierten, aber in das Jahr 1917 zu legende Meldung über vorhandene Bronzeglocken führt Pfarrer Vissing zwei Bronzeglocken auf, die zu diesem Zeitpunkt in Grafenwald vorhanden waren. Als Alter der Glocken wird von ihm in der Meldung mit 20 Jahren angegeben. Diese Altersangabe deckt sich in etwa mit der in die Glocken eingegossenen Jahreszahl: 1898. Diese Jahrezahl ist auf der heue immer noch vorhandenen Josefsglocke zu erkennen. Weitere Angaben über die Anschaffung der Glocken sind im Archiv oder anderen Quellen nicht vorhanden. Es ist ebenfalls keine Hinweis auf dei Glockenweihe oder das Aufhängen der Glocken zu finden. Die Firma "Apoldaer Glockengießerei" in Thüringen war Hersteller der Glocken.

Die ersten beiden Glocken unserer Pfarrkirche Heilige Familie Grafenwald trugen die Inschriften:

Beide Glocken waren im Dachreiter (Turm auf dem Dachstuhl des Kirchendaches) aufgehängt. Jede Glocke musste über ein Seil (Glockenstrang) von Hand in Schwung gehalten werden, um sie zum Läuten zu bringen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Bronzeglocken als Rohmaterial gebraucht. Zum Einschmelzen für den Kriegsdienst musste die größere Marienglocke am 20.05.1942 an die "Reichsstelle für Metalle" über Dorsten nach Recklinghausen abgeliefert werden. Nur die kleinere Josefsglocke blieb der Pfarre erhalten. Nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches wurde bereits im Juni 1948 Ersatz beschafft. Eine Messingglocke, 52 cm Durchmesser, wurde bei der Firma Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher angeschafft.

Schon in den Jahren 1936/37 war für zwei Glocken ein elektrisches Läutewerk installiert worden. Gleichzeitig wurde der Dachreiter neu verkleidet und ein Uhrwerk mit zwei Uhren eingebaut. Das Kreuz auf dem Turm wurde durch einen Hahn ersetzt.

Kirchenfenster

Die drei großen Fenster im Chorraum zeigten figürliche Darstellungen aus dem Leben der Heiligen Familie. Die Chronik spricht von leuchtenden Kostbarkeiten. Die übrigen Fenster im Kirchenraum waren nicht so bunt gestaltet. Sie zeigten nur ornamentale (zierende / schmückende) Bleiverglasung. Alle Fenster waren Schmuck für die ganze Kirche, besonders wenn die Morgen- oder Abendsonne hineinschien.

Taufstein

Schon im ersten Jahr konnte ein Taufstein aufgestellt werden. Auf der Spitze der turmartigen Holzabdeckung stand eine geschnitzte Figur des heiligen Johannes, des Täufers. Taufstein, Altar und Kommunionbank waren aus Sandstein, vom Bildhauer Schmiemann in Münster gestaltet.

Innenanstrich

Die feine Bemalung der Innenwände und der Gewölbe durch die Firma Goldkuhle in Wiedenbrück gab dem Inneren der Kirche eine besondere Atmosphäre.

Weil vermutlich das hineinstrahlende morgendliche Licht störte, wurden die drei vorderen Chorfenster in den Jahren 1940/41 von außen zugemauert und an der Innenseite verputzt. Später beim Innenanstrich des Kirchenraumes wurden bildliche Darstellungen aufgemalt: Heilige Familie in Nazareth, Kreuztod Jesu mit Maria und Johannes unter dem Kreuz und Hochzeit zu Kana.

Beleuchtung

Zur Beleuchtung der Kirche war in der Mitte des Kirchenraumes ein Kronleuchter aus Bronze aufgehängt. Auf den kunstvoll getriebenen Seitenarmen waren in Form einer Pyramide 50 Kerzenhalter angebracht. Die hier angezündeten Kerzen erleuchteten zusammen mit den Kerzen am Altar den Kirchenraum und schufen die Innenbeleuchtung. Später wurden die Wachskerzen durch Petroleumleuchten ersetzt.

Einige Gottesdienstbesucher waren damals ohnehin mit spärlicher Beleuchtung zufrieden, weil sie nicht lesen konnten. Ansonsten war es Privatsache, eine Kerze mit Klemme mitzubringen. Im Frühjahr 1922 hielt das elektrische Licht Einzug.

Kreuzweg

Der Maler Bartscher aus Oelde lieferte einen prachtvollen Kreuzweg im Beuroner Stil. Dieser konnte bereits 1900 ein Jahr nach Konsekration der Kirche eingeweiht werden. Die Stationsbilder bestanden aus großen Kupferplatten, die an den Wänden angebracht, die sonst noch recht kahle Kirche verschönerten. Für die Anschaffung des Kreuzweges hat ein ungenannter Wohltäter eine ansehnliche Summer geschenkt.

Anschaffung der Orgel

Zur Mitgestaltung der Gottesdienste stand sechzehn Jahre lang ein kleines Harmonium zur Verfügung. Es wurde schon 1915 durch eine hervorragende Orgel aus der Werkstatt Breil in Dorsten ersetzt. Diese Orgel kostete 7.850 Mark. Es war ein pneumatischen, zweimanualiges Werk mit zarten romantisch gestimmten Registern. Die Orgel wurde auf der inzwischen neuerrichteten Orgelbühne installiert. Hier war auch genügend Raum für die Sänger. Nur durch große Opferbereitschaft der Gläubigen war die Anschaffung der Orgel möglich. Offensichtlich hatte man in Grafenwald schon immer etwas für gute Kirchenmusik übrig.

Heizung

Über 30 Jahre hinweg war die Kirche ohne Heizung. Nach dem kalten Winter 1928/29 wurde dann auf nachhaltiges Betreiben von Pfarrer Vissing 1930 eine Luftheizungsanlage eingebaut. Kostenaufwand: 5.500 Mark. Die Finanzierung erfolgte durch eine 2.000 Mark Anleihe. Der Restbetrag wurde durch eine Haussammlung in der Pfarre finanziert, die von Mitgliedern des Kirchenvorstandes durchgeführt wurde.

Die weitere Ausgestaltung der Kirche

Die weitere Ausstattung des Kirchenraumes und Ausschmückung mit Figuren und Bildern erfolgte nach und nach.

Die Kirchenbänke standen auf Bretterböden. Zwei Beichtstühle wurden seitwärts an der Wand aufgestellt.

In dem Altaraufbau aus Holz war in der Mitte das Tabernakel. Auf dem Aufbau war eine Kreuzigungsgruppe aufgestellt, umgeben von der Gottesmutter Maria und dem heiligen Johannes. Unterlagen über diese Anschaffung wurden nicht gefunden. Bei einer Nachfrage in den achtziger Jahren der Pfarrei St. Pankratius, Oberhausen-Osterfeld, wurde bekannt, dass dieser Altaraufbau Anfang des Jahrhunderts als Geschenk nach Grafenwald kam. Der Altaraufbau aus Holz wurde 1950 durch einen Aufbau aus gebeiztem Kupferblech ersetzt.

Bauliche Änderungen und Instandsetzungen

Pfarrer Franke nahm nach seinem Amtsantritt 1938 mehrere bauliche Änderungen an der Kirche vor. Mehrere Kriegsschäden mussten während des Zweiten Weltkrieges und danach beseitigt werden. Durch Bombeneinschläge und die Explosion einer Luftmiene wurden Dach, Fenster und Mauerwerk der Kirche stark beschädigt. Durch Bombenabwürfe in unmittelbarer Nähe der Kirche wurden Kirchenfenster herausgerissen und teilweise zerstört. Sie wurden mit einer Notverglasung versehen. Nach und nach, von 1953 bis 1959, wurde die Notverglasung ersetzt. In Ornamentverglasung mit tiefen, satten leuchtenden Farben wurde figürliche Darstellungen eingesetzt. Dargestellt wurden:

Elektrische Turmuhr

Die Pfarre hatte sich zu Weihnachten 1946 eine elektrische Turmuhr geschenkt. Die Uhr hatte ein Gewicht von 15 Doppelzentnern und kostete rund 7.000 RM. Das Geld und etliche Naturalien (z. B. fetter Speck, Butter) wurden durch Kollekten aufgebracht. Jetzt wussten auch die "Wöller", was die Uhr geschlagen hatte. Doch die Freude währte nicht lange.

Da die Uhr morgens häufig stand, war sie zu einer "Nachtuhr" geworden. In den Morgenstunden musste sie von jemanden, der bis in den Turm kletterte, in Gang gebracht werden.

1964, nach 18 Jahren, fiel das Uhrengewicht des automatischen Selbstaufzugs morgens um 4 Uhr mit donnerartigem Gepolter durch alle Auffangbohlen. Danach durchschlug es das Kirchengewölbe und den Fußboden der Orgelbühne. Es fiel in den Kirchenflur. Der Aufprall war so heftig und laut, dass die Nachbarn erwachten. Das Gute dabei war, dass niemand von dem "harten Schlag" getroffen wurde. Die Reparatur des Uhrwerks sollte (1964) bis "zum Neubau einer Kirche" verschoben werden!


entnommen aus: Johannes Lanfermann: 25 Jahre Heilige Familie Grafenwald, 1996


letzte Änderung: 21.01.2007 Impressum - Datenschutz