Vor 950.000 Jahren strömte ein Arm des Rheins durch Grafenwald. Der Sand und der Kies, die in den letzten Jahren in Grafenwald abgebaut wurden, sind vor 950.000 Jahren durch Ablagerungen des Flusses entstanden.
Die Bagger der Kiesgräberei Stremmer am Alten Postweg förderten beim Sand- und Kiesabbau in den 1980er Jahren zwei handgroße Steine aus großer Tiefe an die Oberfläche. Der Hobbyarchäologe Klaus Schmude aus Essen entdeckte diese Steine und ist davon erzeugt, dass diese Spuren menschlicher Bearbeitung zeigen und echte Steinzeitwerkzeuge sind.
Foto: Landschaftsverband Westfalen-Lippe / Egbert |
Ob die Steine zufällig durch natürliche Einflüsse diese Form erhalten haben, oder es sich bei den Funden um Steingeräte des Urmenschen handelt, darüber streiten noch die Wissenschaftlicher. Die Steine haben jedenfalls große Ähnlichkeit mit gleich alten Werkzeugen aus Afrika und Südeuropa. Die Grafenwälder Funde wären Beleg dafür, welche Fähigkeiten und Kenntnisse die Menschen im heutigen Westfalen vor Hunderttausenden von Jahren hatten.
Die beiden Steine befinden sich heute im Westfälischen Museum für Archäologie, das der Landschaftsverband Westfalen-Lippe 2003 in Herne eröffnet hat. Sie sind dort die ältesten Exponate.
Die Archäologen machen solch alte Funde vor allem beim Abbau von Sand und Kies. Denn die Bagger fördern Schichten an die Oberfläche, die heute unter dem Grundwasserspiegel liegen und deswegen kaum erreichbar sind. Nicht zufällig entdecken die Forscher die ältesten Spuren der Menschen überwiegend in Ablagerungen von ehemaligen Flussläufen. Die Menschen zog es immer wieder an die Flüsse. Hier fanden sie Wasser und geeignetes Rohmaterial für ihre Werkzeuge. Gleichzeitig waren die Gewässer wichtige Orientierungspunkte.
Sollte es sich bei den Steinen wirklich um von Menschen geschaffene Werkzeuge handeln, wäre damit der Nachweis eines frühmenschlichen Lebens in Grafenwald erbracht. Bei diesen Menschen handelt es sich um den Homo Erectus, ein Vorfahre des Neandertalers.
Quellen:
Pressemitteilung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe vom 7. Oktober 2002 (www.lwl.org)
Stadtspiegel Bottrop vom 26. Juli 2006
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