Wilhelm Grafe: Van Freen un Hieraoen in Aolt-Kerkhellen

Van Freen un Hieraoen in Aolt-Kerkhellen.
W. Grafe.

Wenn't ok hett: "Jung gefreet, däut niemaols leed", so droff de Junge in aollen Tieden nech an ene fäuhe Hieraot denken. He moß ers tre büs drei Jaohr nao't Kamiss. Ha he nao düsse Tied düchtig Geld gespart, dann konn ke gaohn un freen. Waochen he nu aower noch ne Tiedlang, dann waß he meest in'n Jann, un et konn passeern, dat he später "met de Brille an de Weige staohn" moß.

Be de Wahl nomm de Junge eene op'n Kieker, "wä düchtig wat in den Mälk te brocken odder dodd wat an de Beene ha". Gewüohnlich bliew he in de Naoberschopp; denn "Freest du Naoberskind, dann weest du, wat du findst". De erste Bekanntschopp waor op Hochtieden odder Schützenfeste geslotten, wo de Freer dann de Deerne met Hamburger Droppens trakteern. Manch ener läern de Brut aower ok in't Huss kennen nao den Grundsatz: "De besse Peere findt man in'n Stall".

Ha de Brühm, de ok Pastor geneumt wor, en Wicht op't Korn genommen, dann soch he sick enen "Hieraotsvermittler" odder Kaplöner, de gott luern und tüern konn. För sine Mäuh kreeg de Kaplöner ne blaolinene Buchse. Faaken wor ut den Kaplöner ok'n Pastor, un de Brut sagg dann: "Pä'ß de den Schauh nech?" De Kaplöner moß de Saake dicht maken, dann konn de Brühm de Freeree sölwst in de Hand nemmen.

Ut Snack un Dullerie moß aower ers noch de Jagd verpacht wäören. "Oberförster un Rentmester" setten Ostermaondag det Revier ut. Do moß de Brühm de Angebote höögen. De Naoberjungs bestönnen ob ehr Vorrech un verlangen den Loskoop van de Brut. Was det Revier free, dann konn de Brühm sich räug hennwaogen. Män enn "Wilddeiw odder främden Hahn" waor op'n Hoff nech geliehen. Tau Vörsicht nomm de Junge noch faske den Kaplöner met.

Natürlich droff de Brühm be den Andrag neck fotts "met de Dür in't Hus fallen". He moß wiet uthaalen. Hä freigt, wat de Peere kotten, un ow de woll 'n "Perd" koopen könn. Konn he sölwst met de Jsers op de Deele klappern, d. h. ha he sölwst Peere, dann waß't ne godde Partie. He sprok ers met de Moder; "denn we de Dochter häm'n will, dä mott de Moder freen". De Meerske ledan em in, sick ant Härdfür te setten. Do konn he fotts seihn, wat't gaff. Wödden Eier gekocht, dann entschuldigen hä sich un geng. Hä ha 'n Korw gekriegen. Jao! "Freen un Heidrägen geschüht faake unsüß". Gafft aoner Paakauken met Worstdaalers odder Speckhassen, dann hat't ingeschlaon. De Brut trock sich gau fien an, un boll kam de Saake an't Klappen. De Andrag waß faake kott un gogg, z.B.:

"Ick sin ick, un du büss du.
Wosse me hemm, dann segg et nu.
Däut't de bis Sundag noch leed,
Dann segg me dür de Kärklöh bescheed".

Woll de Brühm nu ganz sicher gaohn, dann meck hä noch ne Wallfahrt nao'n Annaberg un keck, off Mutter Anna ok nicken.

Bestimmte Dage in't Jaohr moß de Freer nu de Brut beseuken, Sünt Steffensdag, Sylvester, Klein-Nijäöhrken, Middefassen- Osermoondag und Kärmis. Steffensdag gengt wahre her; daor wödden de Steffenstücke bekloppt, d. h. Nebenbuhlers wödden in de Flucht gewämst. Sylvester mogg de Brühm unner't Fenster van de Brut scheiten. Dafö' waor he godd grakteert. Klein-Nijäöhrken revancher'n sich de Junge un bragg*n Korw met Wien un Likör. De Fastentied war stille Tied, un blos Middefasten droff de tassen, d. h. konn he kommen. Janns Mittsommer gengen de Brutlöh nao de Kärmis un köffen Makronen, Hättkes und Hannigkauken. Danzen droff de Brühm op Jannskärmis nech, süß flog hä ut de Broerschopp. (Bruderschaft)

Man freen nech lange. Schon bolle waor de Hochtiedsdag faßgesatt. He lagg tüschen Maihn und Saihn un was 'n Diensdag odder Donnersdag. De Brut moß nu "de Katten düchtig freen", daomet det Hochtiedswiär schön waor. De Brutlöh föngen nu ok an, den Katechismus te leern, daomet se in't Brutexamen nech dörfällen. Brut un Brühm kämen je alleen in't Examen. Wann se taum ersten Maol "van 'n Preekstauhl fälln", verkündigt wören dröffen se nech inne Homisse gaohn. Se belöcken de Fröhmisse un gengen nao de Sakramenten.

Ennige Wäcken vö'de Hochtied tratt de Gästbitter in Funktion un laden Verwandte un Naobors in. Alle folgen op, un wenn se ock "det Hus op'n Balken, un de Ledder in'n Pütt" brengen mössen.

Drei büs veer Wäcken vö' de Hochtied was dät Feerfest. Dann bräcken de Naoberfrauens 1 büs 2 Dahlers fö' de Bettfeern. Taum Lohn kriägen se Koffi met Sucker. Aowens kämen de Mannslöh un höllen de Fraulöh wier; deshalb kriägen se den Namen Wierhalers.

In de Hochtiedswäcke gafft völl Arbeit. Det Hus waor von unnen büs bowen gereinigt; de Dreck moß utgeschrappt wödden. Op'n Fautboden streude man witten Sand. Maondags brächten de näöchsten Naobers un Verwandten enen Korw met Hauner, Eier, Schenken un "oppgemakte" Botter. De Fernnaobers möggen enen halwen Ferkskopp brengen. Nu geng't Backen un Kocken los. Faake kam de Küöcksche neck met een Herdfüer ut, un buten moß dät twedde Füer angelaggt wödden.

Dags vö' de Hochtied kam unner allerhand Zeremonien de Brutwagen. Uemständlich laden man de Saaken op. Vürnop bund man in'n Riesenbessen den besoppenen Hahn. Dann kam det Koffer met Linnen, de Bettstier met'n Strohsack, den Glaserkasten, dann twölf Stäuhle, de met Stroh an'n Wagen gebunden wören, dann den Disch, de Spinnsaaken, Bocke, Brake, Schwingbrett, Hechel, Spinnrad, Haspel, dann den Fimpenkasten, det Kettelhaol, de Füertange, de Blaosepiepe, de Lögebühe un tolest denn Mälkkassen. Ant Wagenenne höngen de Schenken. Die vörgespannten Peere dräögen raode Bändkes in den Mähnen und in Statt. En rodes Bändken bund sic, de Fohrmann ock an de Schweppe. Mogg he noch so hatt met de Schweppe knappen, de Wagen leip nech, dä moß ers düchtig geschmiert wödden, d. h. de Schnapspulle moß den Runde maaken. Dann stiäg de Brutsüster op den Wagen und satt sick op det Koffer. De Magd geng achter den Wagen un leihn de bekränzte Kauh. Met Juchen un Scheiten iagen man van'n Hoff herunner. Dä Wagen moß eenen bestimmten Wegg, gewöhnlich den Liekwegg inhollen. De Wegg was aowends an völl Stellen dörch Seele odder Bäöme gesperrt, un blaot giägen Drinkgeld konnt widdergaohn. De Fohrmann mogg dodd oppassen, süß konnt passeern, dät Schenken un Rad van'n Wagen gestohlen wödden. Un passen de Brut nech op, dann leihn sä de Kauh platz in Stall in Gaarn nao'n Kohl, Manchs jagen ok de Brutwagen an't Hus vöbee. Dann geng det Grääfen un Faxeern los, un blaot giägen Schnaps odder Dringgeld gaff man den Brutschatz wier trügge. Was de Brutwagen glücklich unner Daak un Fak, dann deelen de Brutsüster de Brutstücke ut. De Bröers kriägen 'n Hemd, un de Fohrmann 'n rodet Schuffdauk met'n ingeknüppten Dahler.

Nu waor de Wagen affgeladen. De Brühm drog dat Bedde, de Gästbärsche de Schenken in't Hus. Ne schwaore Arbeit was dat Bettopstellen. Dobee mogg düchtig met de Schnapspulle gelöcht wödden. Un doch kam manchs van det Bettwiärks noch det ünnerste bowen tä liggen. De Brutlöh wunnern sick ok nech, wann se 'n Arm vull Backholt in't Berre fünnen.

Ha de Brut fröher ne Bekanntschopp gehatt, dann brach man Paolteraowend enen Strohkäkl nao den aollen Brühm. Am Vöraowend vö de Hochtied hönng man ock'n Kranz an de Husdüer.

An'n Hochtiedsdag geng in alle Fröhe wier dat Scheiten los. Man woll domet de bösen Geister värdriewen. Dä sich nech in de nee Famillge inschlieken söllen. De Brut trock sick fien an. Se drog en schwattsieden Kleed, Vürdauk, witten Müsche un en dreieckig Uemschlagsdauk. De Dewersknecht (Brautführer) odder de nöchste Naober haal'n de Brut ut de Kammer. Brut un Brühm gengen jeder alleen nao de Kärke. We toerst an de Kärke kam, dä krieg "de Buchse an". An'n Hochtiedsdag kummzeern de Brutlöh nech, dat besorgen se an'n letsten Sunndag. De Oewersknecht leihn det Paar ut de Kärke. Daofö krieg hä 'n rodet Schuffdauk. De Naobers gengen met de Pulle achter den Hochtiedszug her. Op'n Kärkplatz schmetten de Hochtiedslöh Geld unner de Kinner, dä gau nao de Pennige schnappen.

An't Hochtiedshus luern man all lange op den Zug. De Gästbärsche fäöhrn de Brut in met den Spröck: "De gitt willkommen sind". Dobee bot sä de Gäste in'n Wienrämer Zuckerschnäpsken an. Daonao gafft Koffi. De Pette woß nu den Pettenstuten odder Plaß anschnieden. De Naobers mössen bedeinen un fö' alles sorgen. Wären se met de Gedränke nech flink be de Hand, dann hören se faake: "Dröge Naobers". Up de Diäle aat man tau Middag. Jedder mogg sölwft siänen Leppel metbrengen. Man drop op: Hausersuppe, Suermaus met Bohnen, Schenken und Mettwosse. Ries, Prumen un Braodiern met Wosse. De Gäste hädden godden Hunger; hat doch manch ener düchtig gefaßt. De Pastor un de Magister höllen bet Gätten 'n kleinen Küer, un de Küöcksche kollekteern unner den Vörwand, dat ehr Vördauk verbrannt wär.

Nao de Koffi geng't Danzen los. Men streun Häcksel op de Diäle, un dannt gengt flott üöwer de ruhen Steene. De Musikanten säten op de Hille odder op de Wannesmüöhle. Sä spielden de Viggeline, de Klarinette un den Trecksack un süngen dabee: "De Schmitt", "de Schuster met dem Peckedraht" un "Als ich noch im Flügelkleide". Uem twölf Uhr nachts stieg den Brutdanz. De Brut trad in de Schlaopsmüsche un de Brühm in Hollschen an. Dann gengt los. De Müsche moß affgedanzt wärn. De Oewersknecht mäk met de Brut den ersten Danz Daofö kreig hä wier 'n rodet Schnuffdauk.

Nao den Brutdanz nomm de Brut ne graote Kumme met Zuckerschnaps un foern domet de Hochtiedslöh, büs sä enen "gewissen Grad der Seligkeit" erreicht hädden. Man meck noch'n paar Dänze un sung: "We gaoht noch nech nao Hus". Doch enmaol nomm ock düsse Fier 'n Enne, un bee'n Affschied küern man all wier van de nächste Hochtied, waor man wier "ut de Hollschen" kam, un wao't wier plasserlich wär'n soll. Jao, "Hochtied maaken es wunnerschön!"

aus: Gladbecker Blätter 1936, Seite 27 - 31


letzte Änderung: 16.05.2009 Impressum - Datenschutz