Presseartikel: 3-fach Mord Luer

 

Castroper Anzeiger vom 1.2.1944

3facher Mord in Kirchhellen

Recklinghausen. Im Laufe des Nachmittags des 28. Januar 1944 wurde die in Kirchhellen-Holthausen 84 wohnhafte Familie Luer - Mutter und 2 Töchter - ermordet. Geraubt wurden u. a. Speck, Schinken, etwa 1800,- RM Bargeld sowie die Lebensmittelkarten der Ermordeten. Der Tat dringend verdächtig ist der im gleichen Hause wohnende Ehemann einer der ermordeten Töchter, der Bergmann Fritz Kape, geb. am 18. 7. 1909 in Bottrop. Der Täter ist etwa 1,75 Meter groß, schlank, hat dunkelblondes, lichtes Haar, das gescheitelt und nach hinten gekämmt ist, und Ausschlag an einer Hand. Er trägt einen Anzug von blauer Grundfarbe, einen hellgrauen Slipomantel, braunen Tellerhut mit Trauerband. Er ist mit einem alten Damenfahrrad vom Tatort weggefahren. Am Rade befinden sich ein selbstgefertigtes Schutznetz (rot-grün), eine Dynamobeleuchtung und einen Gepäckträger.

Es wird um Mitfahndung nach dem Täter gebeten. Nachrichten, die auf Wunsch vertraulich behandelt werden, nimmt jede Polizeidienststelle entgegen. Belohnung wird zugesichert.

Der gleiche Artikel erschien am 31.1.1944 im Westfälischen Beobachter / Gladbecker Zeitung


Westfälischen Beobachter / Gladbecker Zeitung vom 2. Februar 1944

Kirchhellener Frauenmörder

schwer bepackt ins Rheinland geflüchtet

Zu dem am Freitag, dem 28. Januar 1944 in Kirchhellen verübten dreifachen Mord teilt die Mordkommission folgendes mit:

Der vermutliche Täter Bergmann Fritz Kape, geboren 28. Juli 1909 in Mengede (nicht Bottrop), konnte bisher nicht ergriffen werden. Er hat nach Verübung der Tat das Wohnhaus Holthausen 84 zwischen 16 und 16.30 Uhr verlassen und ist mit einem schwer bepackten Damenfahrrad, das er neben sich herschob, in Richtung Sterkrade geflüchtet. Auf dem Rade befand sich ein brauner Reisekoffer, 80x55x20 Zentimeter mit Nickelverschluß und ein Pappkarton mit grüner Aufschrift "Persil". Im Koffer und im Pappkarton befanden sich ganze Rollschinken und eine halbe Speckseite. Der Täter hat auch zwei Damenarmbanduhren geraubt, die wie folgt beschrieben werden:

a) eine kleine runde goldene Uhr mit schmalgliedrigem goldenem Armband, Ziffernblatt mattgelb mit goldenen arabischen Ziffern und Glasdeckel mit eckigem Außenrand. An der Außenseite des Rückendeckels befindet sich ein Monogramm "H. L."

b) eine kleine Double-Armbanduhr mit schmalgliedrigem Doublearmband und arabischen Ziffern.

Wer hat Fritz Kape nach der Tat mit einem Damenfahrrad und Gepäckstücken gesehen? Am älteren Damenfahrrad befand sich ein aus tor-grünem Schießdraht selbstgefertigtes Schutznetz. Wem sind Speck oder Schinken, Fahrrad oder Armbanduhren zum Kauf angeboten worden? Wo ist ein älteres Damenfahrrad gefunden worden? Es ergeht an die Bevölkerung die dríngliche Bitte zur eifrigen Mitfahndung. Belohnung wird zugesichert. Nachrichten, die auf Wunsch vertraulich behandelt werden, nimmt die Mordkommission der Kriminalpolizeistelle Recklinghausen, zur Zeit in Kirchhellen, oder jede andere Kriminalpolizeidienststelle entgegen. 


Westfälischen Beobachter / Gladbecker Zeitung vom 5. Februar 1944

Kirchhellener Mörder hingerichtet

Essen. Am 3. Februar 1944 ist der 34 jährige Fritz Kape aus Kirchhellen hingerichtet worden. Kape war am gleichen Tage vom Sondergericht Essen als Mörder und Gewaltverbrecher zum Tode verurteilt worden. Er hat am 28. Januar 1944 seine Frau, seine Schwägerin und seine Schwiegermutter ermordet.


Bonner Generalanzeiger vom 8.2.1944:

Dreifacher Mörder zum Tode verurteilt

Das Urteil am gleichen Tage vollstreckt

Als Mörder und Gewaltverbrecher wurde der 34jährige Fritz Kape aus Kirchhellen vom Essener Sondergericht, das in Dorsten tagte, zum Tode verurteilt. Kape lebte mit seiner Frau und seiner Schwägerin im Haushalt seiner Schwiegermutter. Seit längerer Zeit schon hatte es häufig Streitigkeiten zwischen ihm und den Frauen gegeben. Die Frauen warfen ihm vor, daß er die Landarbeit vernachlässige. Er war mit dem Essen, das ihm vorgesetzt wurde, nicht zufrieden und glaubte, daß die Frauen ihm nicht das zukommen ließen, was ihm als Schwerstarbeiter auf Grund seiner Zulagen zustand. Zu schweren Auftritten kam es aber nicht. Als ihm eines Tages erklärt wurde, er solle aus dem Hause ausziehen, kam ihm der Gedanke, gewaltsam Schluß zu machen und die Frauen aus dem Wege zu räumen. Er überlegte mehrere Tage, und als er am 28. Januar 1944 mit seiner Schwiegermutter auf der Tenne allein war, warf er sie zu Boden und tötete sie durch wahllose Stiche mit einem Brotmesse. Dieses Messer hatte er am Morgen des Mordtages geschliffen, weil er damit die Tat ausführen wollte. Nach dieser Bluttat schaffte er die Leiche an die Seite, säuberte sich und verschloß die Türen. Kurze Zeit darauf kam seine Schwägerin. Er ließ sie ein, überfiel sie und tötete sie durch mehrere Messerstiche. Nachdem er die Ermordete ebenfalls von der Tenne weggeschafft hatte, wusch er sich wieder und wartete auf seine Frau. Auch dieser überfiel er und stach auf sie ein. Ihr Bitten und Flehen rührte ihn nicht. Er überlegte einen Augenblick und versetzte ihr dann den tödlichen Stich. Nach diesen grausigen Bluttaten zog der Mörder sich um, nahm Geld und Lebensmittel mit und entfernte sich auf einem Fahrrad. Einige Tage hielt er sich bei einer Bekannten verborgen. Am 1. Februar wurde er unter Mordverdacht verhaftet. Am 3. Februar stand er bereits vor dem Sondergericht Essen, das ihn zum Tode verurteilte. Das Urteil wurde am gleichen Tage vollstreckt.



Eine weitere Tochter der Maria Lüer lebte mit im Haus. Sie war am Flugplatz in der Kantine beschäftigt. Dort musste sie an diesem Tag länger arbeiten und als sie dann nach Hause kam, hat sie die drei Toten Frauen gefunden. Sie heiratete später und lebte bis zu ihrem Tod dort im Haus.


letzte Änderung: 27.03.2023 Impressum - Datenschutz