Über den Kotten Blümer berichtete der Stadtspiegel. Auf dem Zeitungsausschnitt war leider kein Datum vermerkt.
Willi Blümer erforscht Familiengeschichte
Immer wenn Willi Blümer die Straße Zur Grafenmühle entlang kommt, muss er an sein Elternhaus denken: "Es ist dann, als ob der Bau da noch steht."
Dabei hat der Zweite Weltkrieg von dem ehemaligen Kotten nur eine Ruine übriggelassen. Doch ein altes Foto aus dem Nachlass seines Vaters Johann (1906 - 1980) hat Blümers Interesse wachgehalten und ihn einige Nachforschungen anstellen lassen.
Bei alten Wöllern hatte das Fachwerkhaus immer "Blümers Kotten" geheißen, und offenbar "dachten alle, damit den Eigentümer zu benennen." So war das eben", bestätigt auch Heinrich Ladzinski, der seinen Freund Blümer anregte, "der Sache mal genau nachzugehen." Dazu stellt Blümer fest: "Das von uns bewohnte Haus gehörte der Firma Thyssen, wo mein Vater beschäftigt war." Mit dem Beginn der Nachforschungen über die genaueren Verhältnisse ist sein Interesse an der eigenen Familiengeschichte geweckt worden.
Weiter geholfen bei seinen Recherchen hat ihm der Totenzettel seines Großvaters Johann Blümer (1863 - 1928). Mit der Nennung des Berufs "Zieglermeister" erhielt er einen wichtigen Hinweis für das weitere Verfolgen der Spur in die Vergangenheit.
In einer alten Kaufurkunde aus dem Jahr 1830 ist von zwei Ziegeleien in diesem Gebiet Grafenwalds die Rede, das der Sandformmeister Kremer der Antonie-Hütte in Osterfeld erwarb. In einer Taxierung von 1856 ist zu lesen, dass zu jeder Ziegelei ein Wohnhaus gehörte: zur älteren ein Haus Nummer 91.
Als Blümer dies in einer Veröffentlichung des Heimatvereins über Grafenwald fand, war ihm sofort klar: "Das kann nur unser Haus sein." Die Anschrift habe immer nach der alten Bezeichnung Grafenwalds "Holthausen 91" geheißen, bis der Standort "Zur Grafenmühle 91" umbenannt worden sei. Vermutlich ist Willi Blümers Großvater väterlicherseits auf der Arbeitsplatzsuche aus seinem Geburtsort bei Rees am Niederrhein hierher gezogen. Werden für die beiden kleinen Ziegeleien in Grafenwald in ihren besten Zeiten hundert Angestellte angegeben, so mussten sie um 1900 schließen, weil die Lehmgründe erschöpft waren. So trat der Zieglersohn Johann Blümer in einen anderen Dienst des neuen Eigentümers der Werkswohnung, Thyssen, und wurde Waldarbeiter für Grafenwald und Overhagen.
Als einziger von seinen zwölf Geschwistern war Johann Blümer mit seiner in Kirchhellen gebürtigen Frau Klara Hemming (1909-1990) zu den Eltern in den Wöller Fachwerkkotten gezogen.
In Erinnerung geblieben ist Sohn Wille, der hierin 1937 geboren wurde, die kleine Landwirtschaft, die die Familie mit ihren sieben Kindern betrieb: "Auf sechseinhalb Morgen Land hielten wir eine Kuh, Schweine und Hühner. Auch haben wir Getreide angebaut."
"Da wir Kinder für die Bauern Kartoffeln auf deren Feldern auflasen, pflügten diese in Gegenleistung unsere Felder und stellten uns ihren Dreschkasten zur Verfügung", versetzt sich Blümer beim Erzählen in die "gute alte Zeit" zurück.
Dabei denkt er speziell gern an seine Oma, die im Herd von "Blümers Kotten", der eigentlich nur eine Mietwohnung war, immer leckere Stuten gebacken habe. Willi Blümer sieht es wieder vor sich, fast schmeckt er es.
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