Franz May und die Schule in Grafenwald1

1871 gab es in Kirchhellen Überlegungen, die vorhandene Schule mit drei Klassen wegen der großen Anzahl von Kindern um eine vierte Klasse zu erweitern. Dazu sollte ursprünglich ein Schulgebäude abgerissen und durch einen größeren Neubau ersetzt werden.

Franz May war damals Gemeindevertreter und stellte dann 1872 den Antrag, dass "es wünschenswerter ist, das neu zu erbauende Schullokal in Holthausen zu errichten. In seiner Begründung sagt er, dass in der Bauerschaft Holthausen, zu welcher auch der sogenannte Wald gehört, mindestens 80 Familien mit mehr als 80 schulpflichtigen Kindern wohnen, welche sämtlich mehr als 1/2 Stunde weit vom Dorf entfernt wohnen; die Entfernung der Mehrzahl beträgt fast eine Stunde, die entlegendsten wären 1 1/2 Stunde entfernt. Die Landwege seien so schlecht, dass im Winter und bei schlechter Witterung von einem regelmäßigen Schulbesuch nicht die Rede sein könne und dass man für die Gesundheit der Kinder größte Besorgnis hegen müsste. Auch würden die Bohrungen nach Kohlen, die z. Zt. stattfänden die Zahl der Siedlungen bedeutend vermehren. - Als Bauplatz schlägt er ein Grundstück an der Chaussee in der Nähe von Otte vor und bittet den Landrat, das Gesuch bei den Kirchhellener Schulrepräsentanten zu unterstützen."

Dazu muss man wissen, dass das heutige Grafenwald damals ein Teil Holthausens war. Es ging also um eine Schule in Grafenwald. Die Chaussee, die Franz May als Standort vorschlägt, ist die heutige Bottroper Straße. Otte ist der heutige Bauernhof Eulering-Otte an der Todeskurve.

Aber zurück in das Jahr 1872. Einen ähnlichen Antrag wie Franz May für Holthausen stellte der Gemeindevertreter Schenke für Ekel. Die Anträge wurden am 31.5.1872 vom Schulvorstand und am 18.7.1872 von den Schulrepräsentanten abgelehnt. Beide wollen keine "Zersplitterung" der Schulen sondern setzen sich für eine zentrale Schule in Kirchhellen ein.

Die Antragsteller May und Schenke geben nicht auf und erneuern ihren Antrag. Auf Veranlassung des Landrates wird das Thema noch einmal diskutiert. Franz May soll in einer Übersichtskarte den voraussichtlichten Standort der Schule und die Grenzen des Schulbezirks angeben. Er gibt folgende Erklärung ab:

"Als Schulplatz für die Bauerschaftsschule in Holthausen halte ich die sogenannte Defften Ziegelei am passendsten, woselbst auch einige Morgen Grund zu haben sind. Als Grenze der Holthauser Schule bezeichne ich den Weg, welcher von der sogenannten Sträterei an der Düsseldorfer Grenze auf Janknecht und von da in ziemlich gerader Linie auf die Dorsten-Oberhausener-Chaussee bei dem Wirt Heinrich Jandewerth führt, dann die Verlängerung dieses Weges bis auf den Weg, welcher in der Hohen Heide vom Hollbeck auf Weiß führt, dann dieser Weg bis unterhalb Scheidgen, dann den Weg welcher von Scheidgen auf den Brabecker Mühlenteich bis zur Gladbecker Gemeindegrenze führt. Der Schulbezirk der Holthauser Bauerschaftsschule soll mithin den Teil der Gemeinde Kirchhellen umfassen, welcher südlich von bemerkter Linie liegt."

1873 wird dann eine Entscheidung für die Bauernschaftsschule in Holthausen getroffen. Nun ging es darum, wer die Kosten zu tragen hatte. Für die Regierung war es eindeutig: Die Kosten für Bau und Unterhaltung sollten durch die Schulgemeinde Kirchhellen getragen werden. Auch der Standort wurde in den Jahren 1874 und 1875 noch diskutiert. Es blieb allerdings bei dem von Franz May vorgeschlagenen Standort, wo sich auch heute noch die Schule befindet. 1875 wurde dieser Platz für 400 Taler von Kreul erworben und am 16. Oktober 1876 wurde die Schule ihrer Bestimmung übergeben.


Quelle:

1 Hans Büning und Johannes Rottmann: Die Schulen Kirchhellens, Heft 12/13 der Schriftenreihe des Vereins für Orts- und Heimatkunde Kirchhellen, S. 73 ff


letzte Änderung: 16.11.2008 Impressum - Datenschutz