Am 14.02.1906 wurde Pfarr-Rektor Dr. Sunder vom Bischof in Münster aufgefordert, sich um eine baldige Beschaffung eines eigenen Friedhofes zu bemühen. Beerdigungen mussten noch in Kirchhellen und durch die dortigen Geistlichen erfolgen. Aus dem Archiv ist zu entnehmen, dass Dr. Sunder sich auf das Schreiben des Bischofs hin mehrfach um den Kauf eines geeigneten Grundstücks bemühte.
Schließlich hatte er in Grafenwald drei Morgen (etwa 0,75 ha) Land für die Anlegung eines Friedhofes erwerben können. Der Kaufpreis von 4.500 Mark war durch milde Gaben aufgebracht worden. Dieses Grundstück bot er der Mutterpfarre an und beantragte, das Grundstück als Kircheneigentum eintragen zu lassen. In der Sitzung vom 23.04.1907 weigerte sich der Kirchenvorstand in Kirchhellen, das Grundstück als Geschenk für die kirchliche Gemeinde anzunehmen und ins Grundbuch eintragen zu lassen. Er fasste am 17.12.1907 in dieser Friedhofssache den Beschluss: Der Kirchenvorstand erklärt sich gegen die Anlage eines Friedhofes in Grafenwald.
Dieser Absage folgte der erste große Ärger in der jungen Gemeinde, der noch lange nachhaltig wirkte.
Für die Verrichtung pfarramtlicher Handlungen waren Stolgebühren zu zahlen. Vor dem Hintergrund dieser Einnahmen war es verständlich, dass die Mutterpfarre sich noch lange gegen die Anlegung eines Friedhofes in Grafenwald wehrte. Auch nach der Abgrenzung wollte sie die Beerdigungen aus der Tochterpfarre noch selbst in Kirchhellen vornehmen.
Oft erzählt wird ein Vorfall, wie eines Tages ein Leichenzug auf Grafenwald an der Kirche in Kirchhellen verspätet ankam. Grund dafür war wahrscheinlich der weite und besonders für ältere Personen beschwerliche Wegstrecke. Der Pfarrer ermahnte den Anführer des Zuges, beim nächsten Mal pünktlicher zu sein. Dieser Antwortete prompt: "Herr Pastor, met düssen komm wä nech mä wier." Wahrscheinlich wusste der Angesprochene Näheres über den Streit um einen Friedhof in Grafenwald.
Im Frühjahr 1909 wurde ein Kommunalfriedhof angelegt, der in Zusammenarbeit mit der politischen Gemeinde Kirchhellen entstand. Mitte des Jahres sollte er schon für Beerdigungen zur Verfügung stehen. Mit der Einsegnung des den Katholiken zugewiesenen Teil des Kommunalfriedhofes wurde eigens der Definitor, Pfarrer Müller aus Bottrop, vom Bischöflichen Generalvikariat in Münster beauftragt.
Dieser damals am Sensenfeld angelegte Friedhof ist auch noch heute die kommunale Beerdigungsstätte für Grafenwald.
entnommen aus: Johannes Lanfermann: 100 Jahre Kirche Grafenwald, 1999
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