1899, 24. Oktober: Einweihung der Kirche

Vorbereitung der Einweihung

Durch Bischof Hermann Dingelstad wurde die Einweihung der Kirche auf den 24.10.1899 festgelegt. Die Gläubigen werden die dürftige Ausstattung der Kapelle zur Einweihung mit Altar ohne Aufbau, Kommunionbank und Kanzel mit Sicherheit schmerzlich empfunden haben. Der Kirchenraum wirkte kahl und öde.

In der Sakristei war keine Inneneinrichtung vorhanden. Ob Altartücher und die gottesdienstliche Ausrüstung für Geistliche und Messdiener mitgebracht oder ob sie geliehen wurden, darüber sagt die Chronik nichts. In den ältesten Unterlagen des Archivs wurde das nachstehende Schreiben (ohne Datum) der Ordensschwestern in Vinnenberg gefunden

Gelobt und angebetet sei ohne End, das allerheiligste Altarsakrament.
Hochwürdiger Herr Pfarrer!
Beifolgendes Messgewand für Ihr Kirchlein ist benedicirt (geweiht).
Es bitten um ein Memento (Gedenken) beim heiligsten Opfer
der Benediktinerinnen der ewigen Anbetung
zu Vinnenberg
bei Warendorf

Zur Einweihung der Kirche war der Innenraum und das Umfeld der Kirche in liebevoller Weise geschmückt. Der Kirchplatz war noch nicht befestigt und nicht gestaltet. 

Einweihung

Am 24. Oktober 1899 feierte die neue Gemeinde das Fest der Einweihung ihrer Kirche durch Bischof Hermann Joseph Dingelstadt Hermann III. (1889-1911)

Die Grafenwälder setzten alles daran, dem Tag einen würdigen Rahmen zu geben. Keiner durfte fehlen. Alle wollten nach Kräften dazu beitragen, dass die Feier schön würde.

Um das Engagement und das empfundene Erlebnis der Einweihungsfeier am treffendsten darzustellen, ist der Bericht des Chronisten der Festschrift von 1924  wörtlich wiedergegeben:

Aus Anlass der Feier hatte Grafenwald den besten Schmuck angelegt. Von der Chaussee bis zur Kirche stand Triumphbogen an Triumphbogen. Reichen Flaggenschmuck, Girlanden und Kränze sah man an allen Häusern, selbst an den kleinsten Hütten. Die Natur hatte hier und im Umland der Kirche ihr Letztes zum Schmuck hergeben müssen. Aus ganzem Herzen freute sich jeder über den hohen Besuch und dankte im stillen Gott für den reichen Segen, den er am heutigen Tage über die neue Gemeinde ausgießen wollte. An der Kirche bildeten Schulkinder Spalier mit Blumenkörbchen in den Händen. Segnend durchschritt der Bischof die knieende Menge, legte die bischöflichen Gewänder an und begann die feierliche Zeremonien der Einweihung.

Pfarrer  Dr. Lohmann feierte das erste heilige Messopfer in dem neugeweihten Gotteshaus, und es war ein ergreifender Augenblick, als bei der heiligen Wandlung der Heiland zum erstenmal auf den Altar herabkam und nun beständige Wohnung in Grafenwald nahm.

In seiner Predigt hob der hochwürdigste Herr Bischof die Wichtigkeit des Tages hervor, wies hin auf die heilige Familie, der die Kirche geweiht sei, dankte den Gläubigen und ermunterte sie, für das Gotteshaus und den Gottesdienst auch ferner gern Opfer zu bringen, damit bald neben der Kirche die Wohnung des Geistlichen errichtet werden könne.

Um 1 Uhr mittags fand im Saale der Gaststätte Söller ein Festessen statt, an dem 230 Personen teilnahmen. Anschließend trat der Bischof, eskortiert von Reitern, seine Weiterreise nach Gladbeck an.

Grafenwald hatte jetzt ein eigenes Gotteshaus. Als erste Gemeinde in der ganzen Diözese hatte sie ihre Kirche unter den Schutz der heiligen Familie, Jesus, Maria und Josef gestellt. Ein Teil ihrer Hoffnung war damit erfüllt.


entnommen aus: Johannes Lanfermann: 100 Jahre Kirche Grafenwald, 1999


letzte Änderung: 19.11.2006 Impressum - Datenschutz