Überfüllt war am Samstagabend, beim feierlichen Levitenamt mit Geistlichen aus unserer Gemeinde, unsere "alte" Kirche, als hier der letzte Gottesdienst gefeiert wurde. Es war der Augenblick Gott Dank abzustatten, dass wir und unsere Vorfahren in dieser Kirche Zuflucht nehmen, die Gemeinde hier die Nähe Christi in der hl. Messe erfahren und in diesem Gotteshaus zu vielen Initiativen ermuntert wurden und dabei Gottes helfende Gnade verspüren konnten. 72 Jahre diente dieses Gotteshaus als Mittelpunkt unserer Gemeinde, 52 Jahre war es Pfarrkirche von Grafenwald. Der Abschied fiel besonders den älteren Gemeindemitgliedern schwer.
Während der Messfeier wurden die Urkunde, die zur Grundsteinlegung der "alten Kirche" in lateinischer Sprache abgefasst und dann eingemauert worden war, und die Urkunde, die für die "neue Kirche" erstellt worden war, verlesen.
In seiner folgenden Ansprache stellte Pfarrer Fögeling heraus, dass Trauer und Dankbarkeit ihn und die Gemeindemitglied erfüllten: Trauer wegen des Abschiedes und Dankbarkeit gegenüber früheren Seelsorgern, aber auch den planern und Erbauern bei der Gotteshäuser. Eindringlich mahnte er, die Verbindung zwischen den beiden Gotteshäusern zu wahren. Wenn auch die alte Kirche niedergerissen werde, müsse das geistige Erbe erhalten bleiben. Er wies darauf hin, dass das Fundament der alten Kirche erhalten bleibe. Innerhalb des Fundamentes, dort wo der Altar stand, werde ein Kreuz errichtet, weil für die Kriegstoten aus Grafenwald noch keine Gedenkstätte vorhanden sei.
Anschließend ging er auf die Notwendigkeit des Neubaus ein. Die neue Kirche sei entsprechend der größeren Bevölkerungszahl gebaut worden. Die Zahl der Katholiken in Grafenwald sei in den letzten 72 Jahren von rund 1.000 auf 2.950 angewachsen.
Nach dem Gottesdienst zogen die Priester und die Kirchenbesucher in feierlicher Prozession zur neuen Kirche. Hier wurden dann die Urkunden, die in der hl. Messe verlesen worden waren, zusammen mit Tageszeitungen vom 25. und 26. Juni 1898 und vom 12. und 13. November 1971, mit dem Grundstein in das Mauerwerk eingemauert. (Interessant war es, in den Tageszeitungen zu lesen, welche Sorgen und Nöte die Menschen um die Jahrhundertwende bewegte.)
Mit den Worten "Wir wollen das Neue mit dem Alten sinnvoll verbinden" gab Pfarrer Fögeling zu verstehen, dass auch in der neuen Kirche das Überlieferte, die Tradition, Eingang finden sollte. Als Symbol dafür wurde in der Werktagskirche der Grundstein mit der Deckplatte des Grundsteins der alten Kirche, eine Sandsteinplatte mit Kreuz, verschlossen. Außen links, neben dem Eingang der Werktagskirche, wurde der Grundstein mit einer Betonplatte, auf der die Jahreszahl 1970 zu sehen ist, zugemauert.
Die Handlung der "Grundsteinlegung" zu Baubeginn der neuen Kirche war nur ein symbolischer Akt. Das Einfügen des Grundsteins in das Mauerwerk konnte wegen der besonderen Bauweise und Betonkonstruktion erst am Vorabend der Einweihung vorgenommen werden.
Grundstein der neuen Kirche |
Text entnommen aus: Johannes Lanfermann:
25 Jahre Heilige Familie
Grafenwald, 1996
Bild entnommen aus: Johannes Lanfermann:
100 Jahre Kirche Grafenwald,
1999
Die Ruhr-Nachrichten berichteten am 15. 11.1971 über den letzen Gottesdienst in der alten Kirche.
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