Nachdem Grafenwald eine eigene Schule hatte, gab es Überlegungen zu einer eigenen Kirche in Grafenwald. Palmsonntag im Jahr 1893 versammelten sich in der Gastwirtschaft Kreul (später Buschler, Schneiderstraße) eine Reihe Grafenwälder, um über den Bau einer Kirche zu beraten. Gewünscht wurde, dass einer der drei Geistlichen aus Kirchhellen nach Grafenwald wechseln sollte. Von Kirchhellener Seite wurde der Bau der Kirche unterstützt, doch ihre zweite Kaplansstelle wollten sie nicht nach Grafenwald abgeben.
Anfang 1894 wurde der bischöflichen Behörde ein schriftlicher Plan für eine Kirchengründung vorgelegt. Die Eingabe war unterschrieben von Franz May aus Grafenwald sowie Johann Bußmann und Johann Umberg aus Kirchhellen.
Der Kirchhellener Pfarrer Dr. Anton Lohmann antwortete schriftlich auf Anfragen des Bischöflichen Generalvikariats in Münster. Hier Auszüge aus seinen Briefen:
"Der jetzt noch im Dorfe wohnende Kaufmann Franz May hat in Grafenwald einen Grundbesitz von 300 Morgen und beabsichtigt seinen Wohnsitz nach dort zu verlegen. Vor 1 1/2 Jahren machte der genannte Kaufmann mir Mitteilung, es bestehe der Plan, für die Erbauung einer Kapelle in Grafenwald Geldsammlungen zu veranstalten. Diesen Plan habe ich gebilligt und kurz darauf G. (= Gutsbesitzer) May, in Gegenwart des damaligen Kaplan Dahlmann, Statuten diktiert, für einen zu gründenden Kapellenbauverein. Hierbei wurde die Absicht ausgesprochen, dass Geldsammlungen sich nicht bloß auf Grafenwald beschränken sollten; man hoffte vielmehr, die ganze Gemeinde für die Sache gewinnen zu können.
Bevor die Pläne zur Ausführung gekommen waren, verbreitete sich in der
Gemeinde die Kunde, es solle im Kirchbauverein von vornherein festgestellt
werden:
1. die Kapelle soll erbaut werden auf der Besitzung Franz May,
2. eine Kaplanei soll von der Pfarrkirche nach Grafenwald verlegt werden.
Die die Aufstellung und Veröffentlichung, besonders des zweiten Punktes haben G. May und seine Berater ihrem Objekt, eine Kapelle zu bauen, sehr geschadet und zwar bei vielen - wenn ich nicht irre - bei dem weitaus größtem Teil der Gemeinde. Denn im Dorfe, sowie in den westlich, nördlich und östlich von demselben liegenden Bauernschaften wurde geäußert, dass man nicht geneigt sei, Gelder beizutragen, zur Verwirklichung eines Planes, wonach ein Geistlicher von der Pfarrkirche weggenommen werden soll.
Bei mir wurden verschiedene Anträge gestellt. von einer Seite wurde ich aufgefordert, den Kapellenbauverein von der Kanzel der ganzen Gemeinde zu empfehlen oder doch die Geldsammlung zu organisieren. Von anderer Seite wurden entgegengesetzte Anträge gestellt. So z. B. erklärte mir ein Mitglied des Kirchenvorstandes: 'Wir müssen unverzüglich den Bestrebungen des G. May und Genossen entgegentreten, sonst werden Pläne verwirklicht, welche für die ganze Gemeinde verderblich sind.' "
Franz May gehörte dem Kapellenbauverein an. Er stellte das Grundstück zur Verfügung. Der Kostenanschlag belief sich auf 50.000 Mark. Etwa 30.000 Mark waren durch Sammlungen zusammengekommen. Für die restlichen 20.000 verbürgte sich Franz May.
Am 26.06.1898 wurde der Grundstein gelegt. In der Urkunde, die im Grundstein hinterlegt wurde, wird Franz May als Mitglied des Bauausschusses und das großzügiger Spender des Geländes genannt. Er hat auch die Urkunde mit unterschrieben. Die Kirche wurde am 24.10.1899 eingeweiht.
Die Kirche wurde etwa 10.000 Mark teurer, so dass noch 30.000 Mark fehlten. Im Jahr 1899 wurde eine Hauskollekte bei den katholischen Bewohnern der Provinz Westfalen durchgeführt. Unter den 51 Personen, die dem Regierungspräsidenten dazu benannt wurden, befindet sich auch Franz May.
Damit war Grafenwald noch ohne Priester. Im Sommer 1901 wurde Dr. Theodor Sunder der erste Geistliche in Grafenwald. Franz May, Werner Knipping und Johann Kreienkamp bürgten dafür, dass Dr. Sunder sein Gehalt erhielt.
Anmerkung:
In den Veröffentlichungen zur Kirche in Grafenwald lassen sich viele weitere Namen finden, die ebenfalls ihren Teil dazu beigetragen haben. Wenn sie hier nicht erwähnt werden, dann nicht deshalb, weil ihr Beitrag im Vergleich zu dem von Franz May zu gering gewesen wäre, sondern weil hier nur Franz May vorgestellt werden soll.
Quelle:
1 Johannes Lanfermann: 100 Jahre Kirche Grafenwald, 1999
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