Karl Wessels: "Das Arbeitsamt für Naturdenkmalpflege in Kirchhellen vom 1. April 1928 bis 31. März 1929."

Das Arbeitsamt für Naturdenkmalpflege in Kirchhellen vom 1. April 1928 bis 31. März 1929.

Das verflossene Jahr stand im Zeichen des praktischen Vogelschutzes. Veranlassung dazu war die starke Goldasterplage im hiesigen Bezirk. An einer Sammelbestellung Berlepscher Nisthöhlen, die vom Verbandsdirektor des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk ausging, war das Arbeitsamt mit 500 Stück beteiligt. Es haben erhalten: das Landesbauamt Bochum für die Provinzialstraße Dorsten-Kirchhellen-Bottrop-Sterkrade, soweit sie zum Arbeitsamt Kirchhellen gehört, 200 Stück, die Gräflich Wolff-Metternichsche Rentei Beck für die Waldungen in Kirchhellen-Feldhausen 100 Stück, die Reichsbahn für den Bahnhofsvorplatz 30 Stück, der Obst- und Gartenbauverein 170 Stück. Die Zahl der von den Schülern gezimmerten Nistkästen ist wiederum größer geworden. Herr Rentmeister Hortmann nahm am 25. und 26. Oktober an einem Kursus für Vogelschutz in Essen teil. Das Arbeitsamt war bei den Sitzungen des Ausschusses für Vogelschutz in Oberhausen und Essen vertreten. Mit Rücksicht auf die starke Raupenplage im Bereiche des Arbeitsamtes bewilligte der Kreisausschuss durch Vermittlung der Kreisstelle einen einmaligen Zuschuss von 200 RM.

Am 25. Februar hielt der Vorsitzende des Ausschusses für Vogelschutz, Herr Lehrer Söding, Gelsenkirchen-Buer, den Mitgliedern des Arbeitsamtes und des Vereins für Orts- und Heimatkunde einen Vortrag über die volkswirtschaftliche Bedeutung des Vogelschutzes. Außerdem zeigte Redner eine Reihe prächtiger Lichtbilder aus der heimischen Vogelwelt.

An den Vorstandssitzungen in Essen, den Kommissarbesprechungen in Recklinghausen, an der Hauptversammlung der Bezirksstelle für Naturdenkmalpflege und der Interessengemeinschaft für Heimatschutz in Hattingen nahmen der Vorsitzende oder der Geschäftsführer teil.

In Verbindung mit dem Verein für Orts- und Heimatkunde hielt das Arbeitsamt vier Mitgliederversammlungen ab.

Der Rote Bach ist auch in diesem Jahre noch nicht begradigt worden, doch beunruhigt der Plan weiterhin die Gemüter. Die Düsseldorfer Regierung hat unter dem 9. Oktober 1928 verfügt, dass die Herrn Kulturamtsvorsteher in allen Fällen , in denen bei Meliorations-, Flussregulierungs- und Kultivierungsplänen Maßnahmen zur Erhaltung von Naturdenkmälern in Frage kommen können, mit den zuständigen Landschaftsstellen für Naturdenkmalpflege in Verbindung treten sollen.

Nach einem Erlass des Ministers für Landwirtschaft, Domänen und Forsten vom 8. Januar 1929 soll an der Schwarzbachmündung eine Stauvorrichtung mit Sandfängen eingebaut werden. Oberhalb dieser Stauvorrichtung soll der Rote Bach in seiner jetzigen Gestalt erhalten bleiben. Danach scheint der jahrelange Streit um den Roten Bach zur Zufriedenheit aller Natur- und Heimatfreunde und zum Besten der rheinischen Landwirte an der Sträterei seinem Ende entgegenzugehen.

Dass die Kirchhellener Naturschönheiten das Ziel zahlreicher Wanderer sind, beweist folgende Statistik: In der Zeit vom 1. April bis 31. Oktober 1927, also im regenreichen Sommer, ist Kirchhellen von 722 Schulklassen aus Bottrop, Gladbeck, Sterkrade, Dinslaken, Dorsten, Essen, Oberhausen und Gelsenkirchen-Buer durchwandert worden. Auf einen Schultag entfallen rund 5 Schulklassen. Dazu kommen die Vereine und Einzelwanderer, die statistisch nicht erfasst werden können. Sie sind uns alle willkommen, sie alle mögen sich ergehen in freier, froher Art, sich erheben in frischer Luft, sich aber auch für die Bestrebungen des Naturschutzes freudig einsetzen.

11 Mitglieder des Arbeitsamtes sind im Besitze von Ausweisen zum Betreten fremder Grundstücke. Die Zahl der Ehrenfeldhüter ist unverändert geblieben.

Veröffentlichungen in der Tagespresse befassten sich in der Hauptsache mit der Raupenplage und dem Pflanzenschutz.

Neue Bücher und Schriften: Naturschutzmerkbuch für die Provinz Westfalen, 2. Auflage, Nachrichtenblatt für Naturdenkmalpflege, Mitteilungen der Bezirksstelle und der Interessengemeinschaft, Wichtigkeit und Durchführung des Vogelschutzes.

Der Bericht schließt mit einem Dank an alle Mitglieder des Arbeitsamtes, an alle Freunde der Heimatnatur, an die Kreis- und Bezirksstelle, mit einem Dank auch an alle Behörden, die unseren Bestrebungen in weitestem Maße Unterstützung angedeihen ließen.

Karl Wessels.


Dieser Artikel von Karl Wessels erschien 1929 in den Gladbecker Blättern, Seite 30 und 31


letzte Änderung: 02.05.2010 Impressum - Datenschutz