Einige hundert Jahre nutzte die Post den "Alten Postweg". Über den Zustand dieses Weges gibt die Chronik des Kirchspiels Kirchhellens Auskunft: Bürgermeister Wilhelm Tourneau beschreibt 8 Straßen:
1.
Weg von Dorsten auf Starckrath. Länge 2620 Ruthen.
Führt durch Eckel, Hardinghausen, Holthausen. Zustand: Schlecht, bei
sandigem mitunter sumpfigem Boden. Bemerkung: Diese Straße führt beinahe auf
ihrer ganzen Länge im Kirchspiele Kirchhellen durch die Heide hinter den
gedachten Bauerschaften und wird daher nur von wenigen Eingesessenen selbst
benutzt und nur für die Post dient sie beinahe ausschließlich. Sie hat
demnach für das Kirchspiel fast gar keinen Werth und dennoch ist dasselbe
zur Unterhaltung gezwungen wofür eine Wegegeld von durchschnittlich 26 Rthlr.
bezieht. Es ist verschiedentlich geben, die Post über die Straße ad 2 zu
führen. Bisher vergeblich.
"Starchrath" ist das heutige "Sterkrade".
1 R. = 3,76 m. Die Straße ist demnach 10776 m lang.
In dieser Beschreibung befindet sich bereits der Hinweis, dass die Post eine
andere Straße benutzen, sollte: die zweite Straße dieser Liste, die heutige
Bottroper Straße (L 623):
2.
Von Dorsten auf Bottrop, auf Oberhausen. Landstraße. Länge: 2910 Ruthen,
Führt durch Eckel, Hardinghausen, Overhagen, Holthausen. Zustand: Sandweg,
aber immer brauchbar. Diese Straße bedarf das ganze Kirchspiel zur
Verbindung mit Ruhr und Rhein und ist daher für dasselbe von höchster
Wichtigkeit. Man unterhält solche um so williger, als man den eigenen
Vortheil nicht verkannt und man nicht bezweifelt, daß sie einst Poststraße
und chaussiert wird. So führt fast überall durch kultivierte Gegend, während
jene ad 1 in der öden Heide nur selten ein Haus berührt, solche Häuser aber
bis jetzt dem Reisenden außer Brod und Brandwein gar nichts gewähren.
Nach der Beschreibung von 6 weiteren Straßen gibt es in den Jahren 1830 bis 1833 weitere Hinweise in dieser Chronik:
1830
Im Laufe des Jahres wurden die Strecken 2 - 8 nothdürftig im Reihendienst
unterhalten. Auf vielfältige Beschwerden der Postbehörden mußten häufig an
der Straße nach Starkrath gearbeitet werden; es veranlaßte dies zahlreiche
und begründete Beschwerden, solche hatten aber nur den Erfolg, daß von
Staatswegen ausnahmsweise und nur als Unterstützung eine neue Brücke auf
dieser Straße über den Klüseners Bach gebaut wurde. Die übrigen Beschwerden
aber keine Beachtung fanden.
1831
Anlaß einer Anzeige der Postbehörde, daß die Straße auf Starkrath nicht mit
Seitengräben versehen und nicht mit Bäumen bepfanzt sei, wurde ein
oder anderes von der Gemeinde verlangt. Hiergegen aber wurde lebhaft
remonstriert und die Verlegung der Postroute über die andere Straße
wiederholt beantragt.
Es hatte dies zur Folge, daß das General Postamt sich endlich damit
einverstanden erklärte und nur eine bessere Instandsetzung der letzteren
verlangte. Es wurde dieses sofort im Laufe des Sommers veranlaßt und bei
dieser Gelegenheit im Kirchheller Feld die Wegebreite auf 21 Fuß ohne Gräben
festgestellt und durch Einsenken von Steinen in der Mitte künftigen
Verengungen vorgebeugt.
1832
Mit 1. July wurde die alte Poststraße verlassen und jene über Kirchhellen in
Benutzung genommen. Mit der Instandsetzung wurde nunmehr desto eifriger
fortgefahren.
1833
Fortsetzung der Arbeiten an der Poststraße bei nothdürftiger Unterhaltung
der Nebenwege.
Von Staatswegen wurden die Kosten für Instandsetzung einiger Brücken
bestritten.
Eine technische Aufnahme des Postweges behuf dessen chaußeemäßiger künftiger
Instandsetzung fand statt.
Soweit die Chronik des Kirchspiels Kirchhellen von Bürgermeister Wilhelm Tourneau. Dieser Chronik ist nicht zu entnehmen, wie die Poststraße weiter durch Bottrop führte. Die Straße - in Grafenwald die heutige Bottroper Straße - wird als Straße "von Dorsten auf Bottrop, auf Oberhausen" bezeichnet. Hinter der Grenze Grafenwalds - am heutigen Forsthaus Specht - gabelt sich die Straße. Eine Strecke führt nach Bottrop, die andere über Sterkrade nach Oberhausen. Welchen Weg nahm nun die Post? Die Antwort lautet: beide.
Bürgermeister Tourneau war nicht nur Bürgermeister von Kirchhellen, sondern auch in Personalunion Bürgermeister von Bottrop und Osterfeld. In dieser Eigenschaft wandte er sich an die vorgesetzte Behörde und bat darum, die Postverbindung von Münster nach Düsseldorf über Kirchhellen, den Altmarkt in Bottrop und Osterfeld zu leiten. Die neue Streckenführung wurde von der Regierung in Münster genehmigt. Voraussetzung war, dass in Bottrop Verbesserungen an den Wegen vorgenommen wurden. Dies geschah im Juni 1832 und ab 1. Juli 1932 fuhren die Postwagen von Dorsten über Kirchhellen und die heutige Kirchhellener Straße nach Bottrop.
Mit dieser Streckenführung war man in Sterkrade und bei der dort ansässigen Eisenhütte nicht einverstanden. Man schaffte es, dass nach wenigen Tagen wieder die alte Strecke über den "Alten Postweg" von den Postwagen benutzt wurde. Nach Instandsetzung der heutigen Dorstener Straße führte die Strecke von Dorsten über Kirchhellen und die Dorstener Straße Sterkrade.
Das ganze kann man nachlesen in der von Wilhelm Fleitmann verfassten "Die Postgeschichte von Bottrop und Kirchhellen". Fleitmann bezieht sich dabei auf einen Artikel "Postalisches aus Bottrops Vergangenheit" von R. Schetter im Vestischen Kalender 1965.
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